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Feuerwehrnachwuchs in der Steiermark: TOP-QUALIFIZIERT

Erstellt von Thomas Meier am 07.11.2015

 

114 Jugendliche absolvierten am Samstag, dem 7. November 2015, beim 3. Bewerb um das Feuerwehrjugend-Leistungsabzeichen (FJLA) in Gold die „Mini-Feuerwehrmatura“ in der Feuerwehrschule in Lebring. Dieser Bewerb findet jährlich ein Mal statt und wurde 2013 erstmals durchgeführt. Steiermarkweit sind rund 3.800 Burschen und Mädchen in der Feuerwehrjugend aktiv. Mit dem FJLA in Gold in Händen sind die „Nachwuchsflorianis“ bestens auf den Aktivdienst vorbereitet. Ein 70-köpfiger Bewerterstab und 45 Betreuer sorgten für einen reibungslosen Ablauf.

Die nachhaltige Sicherung eines leistungsfähigen Hilfeleistungssystems im Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr zählt zu den wesentlichsten Anliegen in Bund und Land. Um das in Österreich derzeit bekannt gute Niveau auch in Zukunft aufrechterhalten zu können, wird – besonders auch im Feuerwehrwesen – der Nachwuchsarbeit und -förderung besondere Priorität beigemessen.

So stand die steirische Feuerwehrjugend am Samstag, dem 7. November 2015, auch im Mittelpunkt des Feuerwehrgeschehens. Denn: in der Feuerwehr- und Zivilschutzschule Steiermark in Lebring wurde unter Aufsicht eines 70-köpfigen Bewerterstabes, an dessen Spitze Landesbewerbsleiter ABI d.F. Johannes Matzhold mit Stellvertreter ABI d.F. Dipl. Ing. (FH) Gerhard Grain standen, zum nunmehr dritten Mal die „Mini-Feuerwehrmatura“ – das FEUERWEHRJUGEND-LEISTUNGSABZEICHEN IN GOLD – abgenommen.

Insgesamt 112 „Nachwuchsflorianis“ (plus 2 Teilnehmer aus Wien) aus zwölf steirischen Feuerwehrbereichen stellten sich am Ende ihrer Feuerwehrjugendlaufbahn dieser selektiven Einzelprüfung – und alle haben bestanden. Teilnehmerstärkster Bereich war der Bereichsfeuerwehrverband Feldbach mit 28 Jugendlichen, gefolgt vom BFV Graz-Umgebung mit 17 Startern sowie – ex-aequo auf Platz 3 – von den Bereichsfeuerwehrverbänden Deutschlandsberg, Radkersburg und Weiz mit je 11 Teilnehmern.

 

Die Ausbildung bei der Feuerwehrjugend.

Neben dem Kennenlernen von idealistischen Motiven – wie beispielsweise den Mitmenschen zu helfen, soziales Verantwortungsbewusstsein, Gespür für die Not anderer zu haben oder wertvolles Gut schützen und erhalten – und dem Intensivieren natürlicher Motive – wie zum Beispiel der Freude an der Gruppe und an der Gemeinschaft, dem Interesse an der Technik (Maschinen und Fahrzeuge), Kameradschaft zu erleben oder auch dem Wunsch etwas leisten zu wollen ist vor allem der Ausbildungsbetrieb in der Feuerwehrjugend besonders wichtig, dient dieser doch der Feuerwehrzukunft.

Von eigens geschulten Jugendbeauftragten werden die Kinder schon zu Beginn ihrer ersten Schritte in der Feuerwehr perfekt betreut und erlernen zunächst – in spielerischer Form – die Grundbegriffe von Brandbekämpfung, Gerätekunde, Erster Hilfe, Zivilschutz uvm.

Dann wird, im Laufe der Jahre des Heranwachsens zum Aktivdienst, das theoretische und praktische Wissen durch viele Übungen und Schulungen auf Orts- und Abschnittsebene intensiviert und perfektioniert. Das jeweilige Können wird dann in Form verschiedener Leistungsnachweise, wie beispielsweise durch das Absolvieren von Wissenstest oder Feuerwehrjugend-Leistungsbewerben, gefestigt und bestätigt.

„Der Höhepunkt für die Jugendlichen ist zweifellos der Bewerb um das Feuerwehrjugend-Leistungsabzeichen in Gold“, bestätigt Landesbewerbsleiter ABI d.F. Johannes Matzhold, „da dieser von unseren Mädchen und Burschen erst unmittelbar vor dem Übertritt in den Aktivdienst absolviert wird. In Summe betrachtet ist das also für die Kids die perfekte Gelegenheit, um ihr vielseitiges Wissen, dass sie sich bei der Feuerwehrjugend angeeignet haben, zu präsentieren und sich das dann auch mit dem Erhalt des Leistungsabzeichens in Gold bestätigen zu lassen“.

Der Umfang dieser Einzelprüfung ist weitreichend und besteht, so Matzhold, „im Wesentlichen aus fünf großen Teilbereichen. Nämlich aus Brandeinsatz, Technischer Einsatz, Erste Hilfe, Planspiel und einer theoretischen Prüfung. Deswegen kann man durchaus von einer „Mini-Feuerwehrmatura“ sprechen, welche qualitativ die perfekte Schnittstelle zum Übertritt in den Aktivdienst ist“.

Der Bewerb muss von den Kids im Stationsbetrieb gemeistert werden. Dazu zählen drei Übungen im Bereich Brandeinsatz (vier unterschiedliche Aufgaben) sowie zwei Übungen unter dem Überbegriff Technischer Einsatz. Bei diesen zwei Prüfungen geht es um das Herstellen einer Saugleitung, das Auslegen einer Angriffsleitung und um das Aufziehen einer Löschleitung bzw. um das Absichern einer Unfallstelle im Ortsgebiet. Ebenso sind im Prüfungsportfolio eine Übung in Erster Hilfe (drei verschiedene Aufgaben), ein Planspiel „Die Gruppe im Einsatz“ sowie eine theoretische Prüfung, die aus einem Fragenkatalog von 40 Fragen besteht, inkludiert. „Generell geht es bei der Mini-Matura nicht um Schnelligkeit, sondern um Präzision“, erklärt Landesbewerbsleiter Johannes Matzhold.

 

Goldenes Feuerwehrjugend-Leistungsabzeichen überreicht.

Die Übergabe der Abzeichen an alle 114 erfolgreichen „Goldenen“ erfolgte im Zuge der Schlussveranstaltung, die mit dem Beginn um 16:00 Uhr in der Fahrzeughalle der Feuerwehrschule abgehalten wurde. Höchste Funktionäre des steirischen Feuerwehrwesens haben als Ehrengäste daran teilgenommen. An deren Spitze standen Landesfeuerwehrkommandant PRÄS Albert Kern sowie die Herren Landesfeuerwehrräte Reinhard Leichtfried und Bgm. Engelbert Huber.

 

Feuerwehrjugend in Österreich.

Die Anfänge der Feuerwehrjugend in Österreich reichen weit – bis in die Mitte der 1930er Jahre – zurück. Im Burgenländischen Feuerwehrgesetz wurde im Jahr 1935 festgelegt, dass „Jugendfeuerwehren aus Knaben und Jünglingen im Alter von 10 bis 18 Jahren gebildet werden können“, wobei keine nachhaltige Jugendarbeit erfolgte. In den 1950er und 1960er Jahren folgten weitere Landesfeuerwehrverbände (Steiermark, Nieder‐ und Oberösterreich, Salzburg etc.), wo in einzelnen Feuerwehren, in loser Art und Weise, Nachwuchsarbeit betrieben wurde. Die Zeit für eine von Landesfeuerwehrverbänden organisierte Jugendarbeit schien zu diesem Zeitpunkt noch nicht reif zu sein. Erst seit den 1970er Jahren ist die Feuerwehrjugend auch im Österreichischen Bundesfeuerwehrverband organisiert, von wo an Jugendliche bestens auf den späteren aktiven Feuerwehrdienst vorbereitet wurden.

 

Feuerwehrjugend in der Steiermark.

„Es ist schwer, Jugendliche für die Feuerwehr zu gewinnen, aber noch viel schwerer, sie der Feuerwehr zu erhalten“. Dieser Gedankenanstoß forderte die damaligen Verantwortlichen auf, die Jugendfeuerwehr, wie sie im damaligen Landesfeuerwehrgesetz (LFG) von 1950 geregelt war, zu überdenken und zu modernisieren. Zwanzig Jahre später, also zu Beginn der 1970er Jahre, war es soweit. Mit der offiziellen Gründung der Feuerwehrjugend wurde in der Steiermark mit der organisierten Nachwuchsarbeit begonnen und damit einhergehend eine landesweite Jugendorganisation aufgebaut. Ausgehend vom LFG 1950 kann man nunmehr rund sieben Jahrzehnte später, wohl von der größten steirischen Jugendorganisation sprechen.

Die damaligen Landesverantwortlichen hatten die Feuerwehrjugendarbeit auf neue Beine gestellt. Während anfangs eher Ausbildung und Drill im Vordergrund standen, so hat sich im Laufe der Jahrzehnte die Jugendarbeit sehr stark an die Bedürfnisse der jungen Menschen angepasst. Heute erleben die Jugendlichen die Feuerwehr unter dem Motto „Sport, Spiel, Spaß und Ausbildung“. Somit leistet das System „Feuerwehr“ einen wirksamen Beitrag zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Auch in der Altersstruktur und in der Mitgliedschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten ein starker Wandel vollzogen. Konnten 1970 (männliche) Jugendliche nur im Alter zwischen 15 und 18 Jahren der Feuerwehrjugend beitreten, so hat es im Jahre 1979, mit dem Inkrafttreten des Steirischen Landesfeuerwehrgesetzes, eine Neudefinition der Feuerwehrjugend im Landesfeuerwehrverband gegeben. Ab diesem Zeitpunkt war es möglich, dass Jugendliche im Alter zwischen 12 und 16 Jahren ihren Dienst in der „Feuerwehrjugend“ versehen.

Die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren wurden und werden auch heute noch in den aktiven Feuerwehrdienst mit eingebunden. Bis zum Jahre 1993 war es ausschließlich männlichen Jugendlichen vorbehalten, der Feuerwehrjugend beizutreten. Seit nunmehr 17 Jahren ist nun auch die Aufnahme von weiblichen Jugendlichen möglich. Die Koedukation, also die Jugendarbeit mit beiden Geschlechtern, war zu diesem Zeitpunkt Herausforderung für alle Verantwortungsträger im Feuerwehrwesen. Seit dem Jahr 2008 können Kids bereits im Alter von zehn Jahren der Feuerwehr beitreten und sind hier in der so genannten „Feuerwehrjugend 1“ organisiert. Derzeit stehen rund 3.800 männliche und weibliche Mitglieder in den Reihen der „Nachwuchsflorianis“ im Dienst am Nächsten.


Bericht: Thomas Meier. Fotos: Franz Fink und Gilbert Sandner.


 

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